Samstag, 7. März 2009

Stempel für Raab

Heute kommt es zu einem Novum im Äter: Die Wok-WM von dem erfolgreichen Fernsehclown Stefan Raab wird als Dauerwerbesendung auf Sendung gehen. Das Berliner Landgericht hatte den vorangegangenen Shows mit dem Wok im Eiskanal Schleichwerbung bescheinigt. Der Sender ProSieben wäre also ein bedeutedes Risiko eingegangen, den richterlichen Beschluß zu ignorieren und einfach so weiterzumachen wie bisher. Gut, dass machen sie eigentlich nun auch, nur wird die Sendung mit dem Hinweis "Dauerwerbesendung" gekennzeichnet.

Diese Einblendung ist jedem schon mal vor die Augen gekommen, sei es tief in der Nacht bei den amerikanischen "ist das nicht uuunglaublich"-Werbesendungen oder bei Klassikern wie Glücksrad oder Der Preis ist heiß. Der Rundfunkstaatsvertrag schreibt diese Kennzeichnung für "Teleshoppingfenster" vor, wenn die redaktionelle Leistung einer Sendung "für den Absatz von Waren oder die Erbringung von Dienstleistungen" bestimmt ist. Die Wok-WM ist nun kein Teleshopping im klassischen Sinne, aber die Kennzeichnung ist für den Sender der einfache Weg zukünftige rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Argumentativ sehen sich die Programmmacher aus Unterföhring natürlich unfair behandelt, schließlich sei dies eine Sportveranstaltung und auch als solche zu behandeln. Bei anderen Sportarten seien in im gleiche Maße Sponsoring und Werbung am Austragungsort vorhanden. Eine Gleichbehandlung ist trotzdem nicht zu rechtfertigen, denn Raabs Sondershows wie Wok-WM oder Stockcar-Challenge sind künstlich produzierte Fernsehevents, die nicht einmal Ansatzweise in dem Rahmen stattfinden würden, wenn keine Kamera in der Nähe wäre. Sport hat immer auch einen Wettbewerbscharakter, wo sich Sportler und nicht B-Klasse Prominente messen. Ein Vergleich mit Biathlon, Tischtennis oder Fußball ist also sehr weit hergeholt. Etwas schwerer eine Grenze zu ziehen, ist es zu so stark kommerzialisierten Sportveranstaltung wie der Formel 1 oder den amerikanischen Sportligen NBA, NFL und NHL.

Was auf den Schritt von ProSieben folgen wird, ist fraglich. Die zuständigen Medienwächter haben bereits angekündigt, auch die anderen Raab-Formate zu prüfen. Auch hier könnte die Kennzeichnung anstehen. Dass es den Zuschauer aber in irgendweise stört und die Quote leidet, ist zu bezweifeln. Schließlich wird niemand den Werbecharakter bei gefühlten dreitausenden Nennung des Sponsors und die Omnipräsenz der Werbelogos erst dann bemerken, nachdem er es oben in der Ecke nachgelesen hat.

Montag, 13. Oktober 2008

Ein kleiner Spuk

Na gibt's denn sowas? Der deutsche Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki hat den deutschen Fernsehpreis abgelehnt. Spontan, aus dem Bauch heraus. Was daraus wurde ist eine merkwürdige Aufführung. Stehende Ovationen für den senilen Herrn, als er dann auf seine unverwechselbare Art ausholt und sich über das schimpft, was er vier Stunden hat ertragen müssen, weiß das Saalpublikum nicht so recht wie es reagieren soll.

Ist das nun ein Witz? Mal besser mitlachen. Aber der bleibt ja toternst. Lehnt der wirklich den Ehrenpreis ab? Ach jetzt kommt die übliche Kulturschelte fürs Fernsehen, angeführt von einem Lob für Arte. Na, da klatschen wir doch mal scheinheilig, wir, die den Schund überhaupt erst verbrochen haben.

Um bewerten zu können, was den Marcel Reich-Ranicki so auf die Palme gebracht hat, müßte man die Verleihung des Fernsehpreis gesehen haben. Ich habe es jedenfalls nicht. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, eine von Thomas Gottschalk moderierte Beweihrauchung der täglichen Misere unseres Fernsehprogramms zu schauen. Nach allem was es in Zeitung und Netz darüber zu lesen gab, war es was zu erwarten war: Eine so dermaßen niveaulose, unlustige und erbärmliche Unterhaltung, für die einfach noch keine passende Droge erfunden wurde. (interesanterweise kürzte selbst das ZDF einige Knaller, wie Dwdl berichtet.)

Eigentlich müßte dem Fernsehen jetzt ein Licht aufgehen. Wir sind nun so weit unten angekommen, daß uns die Preisträger davon laufen. Und Herr Marcel Reich-Ranicki hat ja auch recht, mit anständiger Unterhaltung hat das Fernsehen hierzulande nur noch selten was zu tun. Natürlich will niemand den lieben langen Tag Arte oder 3Sat gucken. Aber wer erträgt denn noch ein Nachmittag zwischen privaten Krawall-Talk und öffentlich-rechtlichen Knuddel-Zootierchen. Das eine ist Verdummung, das andere Berieselung, die einen Dumm hält.

Das schlimme ist ja, das alle bißchen intellektueller Angehauchten, die Misere erkannt haben. Da in den Führungsriegen des Fernsehen eben auch solche Köpfe sitzen, wissen die genausogut Bescheid, was sie da eigentlich zeigen. Das Alibi ist immer das gleiche: Ihr wollte es doch nicht anders, ihr seid es die schaut, die Quote gibt uns recht. So wird der schwarze Peter weitergereicht. Schließlich schauen die Zuschauer im Prinzip alles was ihnen vorgesetzt wird. Wirklich alles. Setzt man ihnen etwas schlechtes vor, sie schauen es. Setzt man ihnen nur schlechtes vor, gucken sie es ebenfalls. Aber warum ist eigentlich niemand auf die Idee gekommen ihn mal nur Gutes vorzusetzen, was würden sie dann machen? Genau, Einschalten natürlich!

Ganz abgewendet hat sich ja auch Herr Reich-Ranicki nicht. Thomas Gottschalk trat an den entrüsteten Reich-Ranicki von der Seite heran und bot ihm an, eine Gesprächsrunde mit den Itendanten der großen TV-Anstalten über alles was so fehle im TV. Reich-Ranicki stimmte dem zu, wenn er auch bezweifelte, dass es dazu kommen würde. (Das ZDF hat aber inzwischen einen Sendeplatz am Freitag freigemacht und ist willens diese Talkrunde abzuhalten.) Gottschalk hatte mit seiner humorvollen Art gleich wieder die Lacher des publikums auf seiner Seite und rettete so die Situation. Reich-Ranicki erzählte daraufhin kleine herzzerreißende Geschichte, um sich anschließend mit Gottschalk zu verbrüdern und vom Publikum ausgiebig feiern zu lassen. Es war wie ein kleiner Spuk, so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder vorbei.

Samstag, 26. Juli 2008

This is a 100% accident!

Raus aus dem Flugzeug, rein in den Mietwagen, ab zum Club, gutes Gesicht auf der privaten Afterhour und dann noch schnell das Hotel finden. Das DJ Leben ist ein hartes, besonders wenn sich das Prozederre in die Länge zieht und gleich eine ganze Tour umfasst. Eine ganze Menge Standfestigkeit ist von Nöten und bisweilen eine ordentliche Schippe Humor.


Dass diese Dauerfeierrei nicht unbedingt der niemals endende Spaß ist, zeigt die erste Folge der Internet Serie One More Song. Die DJs des Labels Institubes aus Paris ziehen durch die Städte und Clubs dieser Welt, dokumentiert durch die Kamera von Jean-Baptiste de Laubier, der als DJ Para One selbst mit von der Partie ist. Die erste Folge Hooligan Disco zeigt Curses, Surkin, Para One und Orgasmic auf ihrer Tour durch Nordamerika im Sommer des letzten Jahres.


Hooligan Disco (w/ English subtitles) from Institubes on Vimeo.


Herausgekommen ist eine Dokumentation darüber, wie anstrengend, aber auch spassig es ist, wenn man dafür bezahlt wird, als Freakshow aufzutreten. Der Sound der Truppe kann als Daft Punk der nächsten Generation beschrieben werden: ähnlich funky, nur viel härter und schneller, definitiv nicht jedermanns Geschmack. Das schräge Auftreten und das gemeinsame Durchdrehen auf der Bühne reißt jedes Partyvolk auf der Tour mit. Einzelne musikalisch unterlegte Aufnahmen vermitteln die wenigen ruhigen Momente der Tour, meist nur im Vorbeirauschen aus dem Mietwagen heraus gefilmt.


Die französischen Helden sind aber hauptsächlich damit beschäftigt, den Einladungen der Einheimischen zu folgen oder auf den Hotelzimmern private Parties zu feiern. Die Stimmung ist durchweg gut, nur in der Mitte der Tour scheint etwas die Energie zu fehlen. Da wird der eine oder andere etwas kratzig, wenn man nach langer Suche schon wieder vor dem falschen Hotel steht. Die erste Folge ist sehr unterhaltsam, wenn auch streckenweise anstregend anzuschauen. Das Prozederre ähnelt sich in jeder Stadt, weshalb eine Länge von 45 Minuten etwas langatmig wirkt. Trotzdem ist es ein sehenswertes Zeitdokument über das Leben einer modernen Freakshow, die musizierend durch die Lande zieht.

Sonntag, 15. Juni 2008

Eine bedauerliche Richtungsentscheidung

Der Rat der Weisen der föderalen Kleinstaaterei ist vergangenen Dnnerstag zusammengekommen. Zwar ist es nicht ausgeschlossen, dass sich auch ein Weiser darunter befindet, aber es handelt sich hierbei lediglich um die Ministerpräsidenten der Bundesländer. Doch diese hatten ausgestattet mit der Kulturhoheit der Länder die Gelegenheit eine richtungsweisende Entscheidung in der Rundfunkpolitik zu treffen.

Im genauen ging es um den Spielraum, den den öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalten im Internet gelassen wird. Mit der nun getroffenen Entscheidung wurde den grauen Elefanten nicht viel Leine gelassen. ARD und ZDF sollen lediglich sendungsbezogene Angebote im Internet einstellen dürfen, pressähnliche Angebote werden explezit ausgeschlossen. Diese Entscheidung ist keine endgültige Einigung unter den Ministerpräsidenten, stellt aber die Eckpunkte dar, was in Zukunft zu erwarten ist.

Damit wird den Rundfunkanstalten und deren Angebote im Internet ein klarer Riegel vorgeschoben. Noch brüten die Juristen in den Anstalten darüber, was genau erlaubt sein wird, aber ein ausführliches Nachrichtenportal scheint in Zukunft nicht mehr denkbar. Am Rande wurde außerdem vorgegeben, dass Rundfunkinhalte maximal sieben Tage zum Abruf im Netz stehen dürfen. Dies macht einen schlichtweg steinzeitlichen Eindruck, angesichts der Bekanntgabe der britischen BBC diese Woche, sein Archiv der letzten 80 Jahre im Netz zugänglich zu machen.

Zugebener Maße ist die Entscheidung in einem engen Rahmen gefällt worden. Der Druck seitens der Lobby aus privaten Rundfunkveranstaltern und Presseunternehmen war hoch, denn sie sahen ihre Pläne für eine effektives Erlößmodell im Internet in Gefahr. Bislang verdient kaum jemand mit Information im Netz echtes Geld, ein gebührenfinaziertes Konkurrenzangebot würde dies nicht gerade erleichtern. Deshalb gab es auch seitens der EU-Kommission ein Druckpotential, da sie seit Jahren die Rundfunkgebühr als unzulässige Subvention und somit als Wettbewerbsverzerrung sieht. Unter solchen Umständen ist die Entscheidung nicht sonderlich überraschend, aber eine stärkeres Eintreten der Ministerpräsidenten für den öffentlichen Rundfunk wäre wünschenswert gewesen.

Doch genau bei dem Begriff "Rundfunk" setzen die Kritiker der öff. rechtl. Internetangebote an. Denn der Auftrag der Rundfunkanstalten erstreckt sich, wie der Name es ja auch bereits sagt, auf Rundfunk. Die Frage ist, ob er sich auch dadurch begrenzt. Das Bundesverfassungsgericht hatte in einem seiner Rundfunkentscheidungen dem Anstalten eine Entwicklungsgarantie zugesichert. Mit den Jahren haben sich Audio- und Videoihalte im Internet nun zusehend weiterentwickelt und eine klare Trennung fällt immer schwerer. Und wenn dies so weitergeht, wird der klassische Rundfunk zwangsläufig eingehen und mit ihm die Gebührenfinanzierten Anstalten.

Wünschenswert wäre dies nicht, denn auch in den Zeit nach den Frequenzknappheit hat sich der öff.-rechtl. Rundfunk bewährt. Abseits aller Disskussionen über Programmqualität kann ihnen ein entscheidender Beitrag zu der Breite politischen Berichterstattung bescheinigt werden. Einen solchen Anlaufpunkt in einem privatwirtschaflichen Umfeld wäre auch im Internet wünschenswert, schließlich ist es noch immer eine Spielwiese der halb- und Nichtinformation. Also wenn es auch kein Rundfunk ist, bedeutet es nicht, dass es auch seinen Nutzen hat. ARD und ZDF sollen zwar nicht komplett ins Netz abwandern, aber ein gewisses Engagement wäre dennoch sinnvoll. Insofern haben die Ministerpräsidenten mit ihrem Entschluss die falsche Richtung eingeschlagen, indem sie einem entscheidenden qualitativen Beitrag im deutschsprachigen Internet einen Riegel vorschieben.

Montag, 19. Mai 2008

Neues Kind auf dem Fernsehmarkt

Serienfans aufgepasst! Der heutige Tag könnte ein persönlicher Feiertag werden. Naja, das ist etwas übertrieben, aber mit diesem Montag startet ein neuer Pay-TV-Kanal, der den bislang komplett ignorierten Anhang der qualitativ hochwertigen Serien eine Heimat bieten soll. Das neue Kind trägt den Namen FOX Channel Deutschland und ist ein Ableger des Amerikanischen FOX Network.

Das Programm ist mit Serienhighlights gespickt, die teilweise hier schon gelaufen sind oder mit einer gewisser Verzögerung vor der Ausstrahlung im Free-Tv laufen werden. (z.B. die neusten Lost-Folgen) Vor allem aber importiert der Sender einige Shows, die von den Programmachern bislang komplett ignoriert wurden und nun endlich auch in Deutschland zu genießen sein werden. Am meisten Aufmerksamkeit erfährt zum Senderstart das Politdrama The West Wing, in der sich die Handlung im Weißen Haus rund um den fiktiven Präsidenten Josiah Bartlet dreht, grandios dargestellt von Martin Sheen. Die erste Staffel lief bereits 1999 in den USA und kommt somit mit einer neunjährigen Verspätung endlich auf unsere Schirme. Insgesamt gibt es sieben Staffeln, die Serie wurde aber 2006 eingestellt.

Als weitere Erstaustrahlungen werden das Collegedrama Greek oder die morbide Comedy Reaper laufen. Vor allem aber werden drei Highlights aus dem Hause HBO den Sprung über den Atlantik schaffen. Den Anfang macht die skurille Comedy Curb Your Enthusiasm mit dem Seinfeld-Autor Larry David im Selbstpotrait. Die Serie ist für ihren Stil legendär, die Szenen werden ohne feste Drehbuchangaben im Studio spontan und frei aufgenommen, was die Schauspieler als grandiose Erfahrung beschreiben und deshalb halb Hollywood wild auf eine Gastrolle ist.

In naher Zukunft wird die Serie Entourage über den fiktiven Schauspieler Vincent Chase und seine "Crew" folgen, mit einem genialen Jeremy Piven als den Agenten Ari Gold. Vor allem dar man gespannt auf fünf Staffeln The Wire warten. Dieses Baltimore-Drama des Autorenduos David Simons und Ed Burns liefert einen Einblick in die katastrophalen Verhältnisse in einer amerikanischen Großstadt zwischen sozialen Niedergang, Drogenhandel, korrupter Politik und einem kaputten Polizei-Department. The Wire ist einer der besten Serien, die je für das Fernsehen produziert wurden und ist in den USA gerade nach fünf Staffeln ausgelaufen.
FOX Channel Deutschland wird zudem noch The Sopranos wiederholen und da angeblich die Serie Carnivale geplant sein soll, kann der Sender fast mehr als ein Ableger von HBO als von FOX gesehen werden.

Die Ausrichtung des Sender führt dazu, das diese zugegebenermaßen nicht gerade billigen Importe ausgestrahlt werden. Die Serienfans sind die Zielgruppe, die es zu erreichen gilt. So preist der Programmdirektor Michael Westhoven auch den finanziellen Vorteil, den ein Abonnement des Sender gegenüber dem DVD-Erwerb hat. Sehr lobenswert ist außerdem die Ausstrahlung im Zweikanalton, so dass die Freunde des Orginaltons nicht zu kurz kommen. Positiv ist außerdem der Verzicht auf Werbeunterbrechungen zugunsten der Pay-TV-Finanzierung. Als großes Manko muss aber die vorläufige Ausstrahlung im 4:3 Format angesehen werden, da dies nicht mehr sonderlich zeitgemäß ist, schließlich wird in den USA nahezu ausschließlich im Breitbildformat produziert. Außerdem bleibt abzuwarten, ob der Sender das angefangen Niveau auch auf Dauer halten kann. Die Highlights sind alle nicht unbedingt die Jüngsten und so viel qualitativ hochwertiges gibt der amerikanische Markt auch nicht her. Bleibt zu hoffen, das auch weiter gut eingekauft wird und auch vielleicht ein Blick nach Großbritannien gewagt wird, wo bekanntlich auch einige Schmanckerl auf ihren Import nach Deutschland warten.



FOX Channel Deutschland ist ab heute über die Sattelitenplattform von Arena zu empfangen, morgen folgen der Kabelanbieter Unitymedia. Mit weiteren Anbietern wird verhandelt und auch eine Verbreitung via IPTV ist geplant.

http://fox-channel.de/

Donnerstag, 17. April 2008

Werbung von gestern und Drogen von heute

Als Fernsehsender aus Amerika sind bislang mehr die großen Networks (NBC, ABC, CBS, FOX) oder die zwei großen Pay-TV Anbieter (HBO, Showtime) als Produzenten von hochklassigen Serien bekannt. Der Boom der letzen Jahre und der mit den Serien verbundene Imagegewinn eines Senders hat aber auch kleinere Kabelnetworks veranlasst, sich als Serienproduzenten zu engagieren. Nun macht gerade der Sender AMC Furore, indem er zwei ungewöhnliche Formate vorgelgt hat, die als die Überraschungen der vom Streik gebeutelten Saison sind.

Einen atemberaubend guten Einblick in die Welt des Jahres 1960 liefert uns Mad Men. Das Jahr liegt irgendwo undefierbar zwischen den stocksteifen 50ern und den wilden 60ern. Schauplatz ist eine Werbeagentur in Manhattan, wo die Postkartenidyllen der Werbeplakate in einem äußerst widersprüchlichen Umfeld entworfen werden. Die "Ad-Men" sind chauvinistisch und leicht anti-semitsich, ständig am Trinken und Rauchen. Die Frauen nur darauf bedacht den Herren willige Gespielinnen zu sein, getrieben von der Hoffnung einen dauerhaft an sich binden zu können oder diesen später auch zu halten. Die Hauptprotagonisten dieser Serie hadern nun allesamt mit der Rolle, die ihnen in der Gesellschaft zugeteilt werden und schliedern so von Krise zu Krise.

Nebenbei gilt es noch eineige Werbekampagnen zu entwerfen, die teilweise noch bis heute bestand haben oder exemplarisch die Entwicklung der Zeit und der Werbung stehen. So darf man teilhaben, wie die Machos sinnieren, was Frauen wollen, getrieben von dem Problem, dass die Frau als Konsument entdeckt wurde und auch entsprechend beworben werden muss. Oder es werden die Chancen eines Senator Kennedy auf das Präsidentschaftsamt diskutiert, der ja noch nicht einmal einen Hut trage. An solchen Stellen werden einem die aus heutiger Sicht merkwürdigen Zustände der damaligen Zeit spannend vorgeführt, was sicherlich auch zur persönlichen Wertschätzung der modernen Zeit beiträgt.

Im modernen Amerika spielt auch die andere AMC-Serie Breaking Bad. Im Mittelpunkt steht Highschool Lehrer Walter H. White (Bryan Cranston, bekannt als der Vater aus Malcolm in the middle), der gerade fünfzig geworden in eine schwere Sinnkrise gerät. Seine Schüler haben nichts für seine Leidenschaft für die Chemie übrig und wegen finanziellen Schwierigkeiten muss er zusätzlich noch an einem Carwash arbeiten. Das Familienleben mit dem behinderten Sohn und der Ebay-süchtigen Ehefrau ist zwar harmonisch, aber wenig aufregend. Der Schwager von der DEA bringt ihn dann auf die Idee, dass man mit Drogen einfaches Geld machen kann und eine Spur Abenteuer gibt es noch dazu.

Und so gibt sich der brave Familienvater in bester Falling Down-Manier auf eine eine Trip aus Kriminalität mit einer Spur Wahnsinn. Mit seiner Leidenschaft für die Chemie agiert er als begnadeter Koch in einem von vielen privat betriebenen Drogenlabors für Methamphetamin, das als billige Droge das ländliche Amerika wie eine Seuche überzieht. Der Vergleich zu der Nancy Botwin aus Weeds liegt natürlich nahe, aber anstatt der schönen Familienmutter aus dem Vorort von LA, ist es hier der Stereotyp des Durchschnittsamerikaner aus einer Kleinstadt in New Mexiko, die wie jede andere im Weite Land Amerikas aussieht. Die ungewöhnliche Szenerie macht die Geschichte reizvoll, die Transformation des Walter White zu Bösen hin ist etwas zum mitfiebern.

Die Kritiker liegen den Verantwortlichen bei AMC jedenfalls zu Füßen und diese werden sich bei einem solchen Erfolg sicher die Hände reiben, da sie nun mit zwei Aushängeschildern dastehen. Mad Men hat auch auf Anhieb zwei Golden Globes eingeheimst, unter anderem der begehrte für die beste Drama Series, und auch die Quote war ordentlich. Die Strategie wird sicherlich versucht fortzusetzen und es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis das nächste kleine Kabelnetzwerk einen Qualitätsangriff gegen die großen der Branche fährt. Sicherlich sehr zur Freude der anspruchvollen Zuschauer.


Montag, 31. März 2008

Das kurze regelmäßige Vergnügen

Die Entwicklung von Videoformaten im Internet hat in den letzten Jahren eine atemberaubende Entwicklung vollzogen. Aus den vormals stark verpixelten und schier ewig ladenden Streams sind Angebote mit annehmbarer Qualität geworden. Dies wird nun hauptsächlich von Raubkopieren und jugendlichen Selbstdarstellern genutzt. Doch daneben entwickelte sich mehr und mehr eine Szene, die bemüht ist qualitative Inhalte für das Internet zu produzieren, die über den Monolog einer Person hinausgeht.

Was kann man über diese Formate sagen? Nun ja, sie sind vor allem den Zeitbedürfnissen ihres überwiegend jungen Publikums angepasst und deshalb in der Regel sehr kurz. Stattdessen gibt es periodisch neue Folgen. Den meisten Formaten merkt man aber auch an, dass den Machern nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, wie es im TV-Business der Fall ist. Deshalb sind sie einfach gehalten oder gleich bewußt trashig. Da aber auch der Kontroll- und Verwaltungsapparat der Industrie umgangen wird, sind sie oft auch orgineller oder provozierender als die TV-Inhalte, ähnlich wie der Slogan von Berlin gilt: Arm aber sexy.

Die Zielgruppe ist offensichtlich die junge urbane Bevölkerung, die sich die Shows während der Arbeitspausen anschaut, auf mobile Geräte für den Weg zur Arbeit lädt oder sie sonstwie nebenher ansieht. Deshalb bewegen sich die meisten Shows auch im Comedy-Bereich oder stellen eine Art Entertainment dar, mit welcher Entwicklungen oder Trends im modernen Leben rund um das Internet thematisiert werden. Durch die vorab geschalteten Werbespots können die Macher ein bißchen Geld verdienen und bei großem Erfolg sich ein Engagement in der Entertainmentindustrie mit den richtig fetten Geldtöpfen sichern.

Die Auswahl der Shows ist groß und wird von Woche zu Woche mehr. Welche Stilblüten oder welcher Schrott sich dazu finden läßt, werde ich in den nächsten Wochen anhand einzelner Shows zeigen. Wer sich vorab einen Überblick verschaffen will ist der Blog zu dem Thema Tilzy.tv ans Herz gelegt.