Donnerstag, 17. April 2008

Werbung von gestern und Drogen von heute

Als Fernsehsender aus Amerika sind bislang mehr die großen Networks (NBC, ABC, CBS, FOX) oder die zwei großen Pay-TV Anbieter (HBO, Showtime) als Produzenten von hochklassigen Serien bekannt. Der Boom der letzen Jahre und der mit den Serien verbundene Imagegewinn eines Senders hat aber auch kleinere Kabelnetworks veranlasst, sich als Serienproduzenten zu engagieren. Nun macht gerade der Sender AMC Furore, indem er zwei ungewöhnliche Formate vorgelgt hat, die als die Überraschungen der vom Streik gebeutelten Saison sind.

Einen atemberaubend guten Einblick in die Welt des Jahres 1960 liefert uns Mad Men. Das Jahr liegt irgendwo undefierbar zwischen den stocksteifen 50ern und den wilden 60ern. Schauplatz ist eine Werbeagentur in Manhattan, wo die Postkartenidyllen der Werbeplakate in einem äußerst widersprüchlichen Umfeld entworfen werden. Die "Ad-Men" sind chauvinistisch und leicht anti-semitsich, ständig am Trinken und Rauchen. Die Frauen nur darauf bedacht den Herren willige Gespielinnen zu sein, getrieben von der Hoffnung einen dauerhaft an sich binden zu können oder diesen später auch zu halten. Die Hauptprotagonisten dieser Serie hadern nun allesamt mit der Rolle, die ihnen in der Gesellschaft zugeteilt werden und schliedern so von Krise zu Krise.

Nebenbei gilt es noch eineige Werbekampagnen zu entwerfen, die teilweise noch bis heute bestand haben oder exemplarisch die Entwicklung der Zeit und der Werbung stehen. So darf man teilhaben, wie die Machos sinnieren, was Frauen wollen, getrieben von dem Problem, dass die Frau als Konsument entdeckt wurde und auch entsprechend beworben werden muss. Oder es werden die Chancen eines Senator Kennedy auf das Präsidentschaftsamt diskutiert, der ja noch nicht einmal einen Hut trage. An solchen Stellen werden einem die aus heutiger Sicht merkwürdigen Zustände der damaligen Zeit spannend vorgeführt, was sicherlich auch zur persönlichen Wertschätzung der modernen Zeit beiträgt.

Im modernen Amerika spielt auch die andere AMC-Serie Breaking Bad. Im Mittelpunkt steht Highschool Lehrer Walter H. White (Bryan Cranston, bekannt als der Vater aus Malcolm in the middle), der gerade fünfzig geworden in eine schwere Sinnkrise gerät. Seine Schüler haben nichts für seine Leidenschaft für die Chemie übrig und wegen finanziellen Schwierigkeiten muss er zusätzlich noch an einem Carwash arbeiten. Das Familienleben mit dem behinderten Sohn und der Ebay-süchtigen Ehefrau ist zwar harmonisch, aber wenig aufregend. Der Schwager von der DEA bringt ihn dann auf die Idee, dass man mit Drogen einfaches Geld machen kann und eine Spur Abenteuer gibt es noch dazu.

Und so gibt sich der brave Familienvater in bester Falling Down-Manier auf eine eine Trip aus Kriminalität mit einer Spur Wahnsinn. Mit seiner Leidenschaft für die Chemie agiert er als begnadeter Koch in einem von vielen privat betriebenen Drogenlabors für Methamphetamin, das als billige Droge das ländliche Amerika wie eine Seuche überzieht. Der Vergleich zu der Nancy Botwin aus Weeds liegt natürlich nahe, aber anstatt der schönen Familienmutter aus dem Vorort von LA, ist es hier der Stereotyp des Durchschnittsamerikaner aus einer Kleinstadt in New Mexiko, die wie jede andere im Weite Land Amerikas aussieht. Die ungewöhnliche Szenerie macht die Geschichte reizvoll, die Transformation des Walter White zu Bösen hin ist etwas zum mitfiebern.

Die Kritiker liegen den Verantwortlichen bei AMC jedenfalls zu Füßen und diese werden sich bei einem solchen Erfolg sicher die Hände reiben, da sie nun mit zwei Aushängeschildern dastehen. Mad Men hat auch auf Anhieb zwei Golden Globes eingeheimst, unter anderem der begehrte für die beste Drama Series, und auch die Quote war ordentlich. Die Strategie wird sicherlich versucht fortzusetzen und es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis das nächste kleine Kabelnetzwerk einen Qualitätsangriff gegen die großen der Branche fährt. Sicherlich sehr zur Freude der anspruchvollen Zuschauer.