Donnerstag, 27. September 2007

Ein Wandernder zwischen den Genres

Die amerikanische Serie nähert sich mehr und mehr dem Kinofilm an. Ja, ja, nichts neues. Nicht erst seit Kiefer Sutherland in 24 brillierte oder Glenn Close in The Shield auftrat ist nicht mehr von der Hand zu weisen, das die Serie an Bedeutung gewonnen hat. Dabei wechseln die Akteure meist aber nur die Straßenseite oder gehen ein Halle auf dem Studiogelände weiter. Die Produktionsstudios bleiben die gleichen und gedreht wird auch in Hollywood, wobei die Kinofilme inzwischen eher in Kanada gedreht werden, der geringeren Steuern wegen.

Man mag natürlich jetzt entgegnen, dass alterne Hollywoodsternchen nun mal in das billigere Genre abwandern. Doch die modernen Serien verschlingen inzwischen ebenfalls ordentliche Budgets und dann gibt es noch den Fall Paul Haggis. Der Herr ist Drehbuchschreiber von Beruf und hat zwei Oscars für Crash erhalten, Bestes Original Drehbuch als auch Film des Jahres. Zudem ist er für das Script von Million Dollar Baby, Flags of our Fathers, Letters of Iwo Jima und Casino Royal verantwortlich. Er kommt eigentlich vom Serien schreiben und hat wohl eindeutig den Sprung in das Film-Business geschafft. Derzeit feiert nach und nach weltweit sein neuster Film In the valley of Elah Premiere, eine Post-Irak Drama mit Susan Surandon, Charlize Theron und Tommy Lee Jones. (Von einem deutschen Starttermin war leider nichts zu erfahren.)

Ganz dem Genre Serie abgeschworen hat der gute Herr wohl dann doch nicht. Auf dem amerikanischen Network NBC lief in diesem Frühjahr The Black Donnellys, eine Serie die Haggis zusammen mit Robert Moresco entworfen hatte. Der Pilot verspricht viel, es ist eindeutig zu merken, dass hier ein Drehbuch-Genie am Werke war. Die Erzählstruktur mit einem Off-Erzähler in einem Polizei-Verhör sehr lebendig, die Atmosphäre ist packend. Einzig und allein der massive Einsatz von Musik stört, er erinnert sehr an die übertriebene akustische Untermalung von Blockbustern.

Zur Story: Vier Brüder irischer Abstammung, aufgewachsen in Hells Kitchen, einem berühmtberüchtigten Stadteil in Manhattan, werden als Kleinkriminelle in die Machenschaften der Unterwelt hineingezogen. Der Kopf der Vier will eigentlich ein besseres Leben führen, doch als das Leben seiner Brüder in Gefahr gerät, tritt er an, um diese zu retten und nebenbei die Kontrolle über sein Viertel zu übernehmen. Es gibt eine Reihe böser Gegenspieler, einen guten Cop und eine alte Liebe, die aber leider schon verheiratet ist. Und natürlich gibt es alles was bei Iren nicht fehlen darf: Pubs, viel Alkohol, wüste Prügeleien und die allumsorgende Mutter.

Gute Gangster-Story und handfeste Kinomethoden, insofern hätte es ein Kandidat für die Lücke sein können, die The Sopranos hinterlassen haben. Hätte? Ja hätte, denn die Serie hat nie seine Erwartungen im Bezug auf die Quote erfüllen können. NBC hat sie noch nicht einmal bis zum Ende ausgestrahlt, sondern nach gerademal sechs Folgen ins Internet verbannt. Die erste Staffel, die auf DVD erhältlich ist, ist somit auch die Einzige. Man sieht, auch oder vielleicht erst recht in Amerika zählt die Quote doch sehr viel und der Status von Haggis hat wohl nicht viel geholfen. Schade, aber vielleicht beschränkt sich Paul Haggis nun doch nicht aufs Schreiben von neuen Bond-Teilen, sondern schiebt noch das ein oder andere Serienformat nach. Sein Talent ist auch in diesem Genre gut aufgehoben und so weit zu laufen hat er ja auch wieder nicht.


Nachtrag: Wie auf Serienjunkies zu lesen ist, hat Paul Haggis die Serie von bereits vor 10 Jahren geschrieben, sie wurde nur erst jetzt verwirklicht. War die Zeit damals nicht reif, haben die Sopranos den Weg für den verbrecher als Helden ebnen müssen?

Montag, 17. September 2007

Neue und alte Burgen

Hola! Long time no write. Ja ich war faul, hatte keine Zeit und sonstige Ausreden. Schade, dass ich es solange nichts getan habe, aber mir haben auch ein bischen die Ideen gefehlt. Die Qualität des Blogs hat meiner Meinung nach kontinuierlich abgenommen. Hoffe das ich jetzt mal wieder was hinkriege, mein Dank gilt dem Input von... genau Fm4! Und so widme ich mich auch mal dem Schlagwort "Input" und einer Homage an Fm4.


Heute abend lief auf dem österreichischen Sender ein Interview mit einem der Köpfe hinter Last.FM, Martin Stiksel. Man höre und staune, diese Welt-Innovation kommt aus der Alpenrepublik, Martin Stiksel ist sogar ehemaliger FM4-Redakteur. Von da aus hat er sich auf den Weg gemacht, um die Burgmauern der klassischen Broadcaster dieser Welt einzureißen.

Last.Fm ist ein intelligentes Radio, ein Internet-Stream des Web-2.0. Dieses Angebot merkt sich was seine Nutzer hören und gleicht es mit anderen Nutzern ab. Damit wird dann wiederum ein für jeden individuelles Radioprogramm erstellt. Gibt man also Nirvana ein, stellt es eine Auswahl rund um Grunge zusammen oder schlägt weitere Schlagworte vor. Desto genauer man seinen Geschmack definiert, desto treffneder wird die Auswahl. Nachteil ist, dass nichts individuell steuerbar ist, nicht mal vor- und zurückspulen ist möglich. Der große Vorteil des Radiohörens bleibt aber erhalten, der Input.

Wer kennt das nicht, die heimische Musiksammlung satt zu haben. Es bleibt einem nichts anderes übrig , als auf die Suche nach Neuem zu gehen und landet dann doch wieder bei den Namen, die man bereits kennt. Für etwas wirkliche Neue braucht es Vorschläge von anderer Seite, also Input. Klassich ist es das soziale Umfeld oder das Stöbern im Laden. An den Geheimtip des besten Freundes oder die Rarität ind er verstauben Plattenkiste kommt auch bis heute wenig ran. Etwas moderner kam da schon der Rundfunk daher, hier hörte man neues oder altes Unbekanntes, ausgewählt von Redakteuren, die wiederum etwas davon verstanden.
So wurde das Wissen der Freunde und des lokalen Händlers ersetzt.

Die letzten paar Generationen haben sich auf diese Weise mit musikalischen Inspirationen versorgt, das Prinzip ist aber auch bei anderen Medien wie Filme oder Bücher das gleiche. Nun kam kam aber das Internet. Dazu muss man natürlich angemerkt werden, dass wir nicht aus reiner Technik-Manie zum PC abgewandert sind, wir werden regelrecht dazu getrieben.

Hörfunk und Fernsehen versinkt zusehenst in den stinklangweiligen Einheitsbrei. Auf allen Frequenzen dudeln die Charts rauf und runter, der Spartensender hat sich nicht wirklich durchsetzen können. Und im Fernsehen herrscht das Diktat der Quote, die Folgen sind bekannt.
Nun gibt es also im Netz die Vielzahl an Nischen und mit Angeboten wie Last.FM oder Pandora Dienste, die diese Nischen bündeln. All dies bring uns die halb erstickte Variation wieder. Mal dies, mal das, ach das ist ja auch ganz nett und der Track war so richtig fett.

Du gutes altes Radio, wo bist du nur gewesen? Im Alpenland will man schreien, aber da gibt es wirklich eine letzte Bastion. Der ORF füllt seine vierte Frequenz mit einem Angebot FM4, das Vielfalt bietet, ohne dem in Verkaufszahlen ausgedrückten Massengeschmack zu folgen. Einen Pool gibt es auch hier, das heißt eine bestimmte Grundmenge an Musikstücken, die immer wieder gespielt werden. Angereichert wird dieser mit allerlei Innovativem aus der Welt der Musik. Deshalb schließt das Interview mit dem Ritter Stiksel von Last.FM auch mit seinem Statement, dass der "in Europa einmaliger" Sender gerade deshalb nicht in Gefahr ist. "Nur weiter so!"

http://www.last.fm
http://www.pandora.com/
http://fm4.orf.at