Donnerstag, 25. Oktober 2007

Welcome to the Hall of Shame!

Einen doch sehr originellen Preisträger gab es bei den östereischen Big Brother Awards. Die Juroren des Preises für Personen, die sich "Feld der Überwachung, Kontrolle und Bevormundung ganz besonders verdient gemacht haben", entschieden sich unter anderen für den Serien-Autoren Anthony E. Zuiker. Dieser habe mit seiner Serie C.S.I. der fortschreitenden Überwachung und Beschränkung der Bürgerrechte einen Bärendienst erwiesen, indem er diese Umstände fiktional verharmlost hat.

In der Begründung der Jury heißt unter anderem:
"Die C.S.I.-Serien präsentieren Rasterfahndung, DNA-Analysen und die Aushebelung von Bürgerrechten unkritisch, verharmlosend und gefährlich einseitig. CSI diente in den letzten Jahren als Prototyp einer ganzen Reihe weiterer ähnlich gelagerter Fernsehserien, in denen die Rechte der Bürger im Allgemeinen und der Verdächtigen im Speziellen in erster Linie als ermittlungsbehindernd dargestellt werden. Die C.S.I-Beamtern zeigen vielmehr, wie smart sie ihre Arbeit erledigen, in dem sie all diese Rechte links liegen lassen bzw. systematisch umgehen. [...] In einem sensiblen und oft hochemotional gehaltenen Kontext werden im Kampf gegen Terror und Verbrechen Bürgerrechte zu einem lästigen Anhängsel des letzten Jahrhunderts degradiert und die Mittel durch den Zweck gerechtfertigt. Diese Indoktrination hat dementsprechend fatale Effekte in der politischen Diskussion über den Kampf gegen den Terror."

Die Auszeichnung ist berechtigt, denn genauso wie das bereits heißdiskutierte Verhalten von Kiefer Sutherland aka Jack Bauer in 24 ist auch diese Serie mit verantwortlich dafür, dass nicht gerade wenig Menschen die schwere von solchen Verstößen nicht bewußt sind. Aus dem Irak wurde unlängst berichtet, dass das amerikanische Militär Probleme hat, seinen Rekruten die bei Jack Bauer abgeschauten Methoden zu verbieten. Und obwohl Folter ein maßgeblich schlimmeres Vergehen ist, ist die Verletzung von Datenschutz nicht zu verachten. Fiktional Verstöße darzustellen ist in sofern nicht verwerflich, aber bei C.S.I. werden die Methoden zu Routine und auf diese Weise heroisiert. Das haben die Juroren der östereichischen Big brother Awards richtig erkannt und somit hat nun Anthony E. Zuiker einen Platz in der "Hall of Shame" sicher. Congratulations!

Links: Big Brother Awards Preisträger

Sonntag, 21. Oktober 2007

Wer ständig lügt, dem vertraut man blind?

Die Franzosen haben Quoten in TV und Radio zum Schutze ihrer Sprache und ihrer Kulturprodukte. Erfolgreich oder nicht, es bleibt offen, ob dies überhaupt wünschenswert ist, schließlich sind Fremdsprachenkenntnisse heutzutage ja nichts schlechtes. Aber hierzulande wird auch über eine Quote für, naja sagen wir mal, "deutsches Liedgut" gefordert. Was nun aber die letzten Tage durch die Medien geisterte war wirklich merkwürdig. Politiker fordern Quoten für deutsche Serien.

Die Meldung wurde jedenfalls von vielen Medien aufgenommen, die SPD-Politikerin Monika Griefahn wurde zitiert, die SPD sei "grundsätzlich für eine Quote für deutsche Serien im Fernsehen". Interessanterweise kam die Meldung aber von niemand geringeren als der BILD-Zeitung und so wurde die Meldung ganz schnell zu einem Fall für Bild-Blog. Die SPD dementierte nämlich umgehend, man sei für eine Quote im Radio und Frau Griefahn habe nie mit einem BILD-Mitarbeiter über deutsche Serien gesprochen. Generell würde die Bundestagsabgeordnete aber begrüßen, wenn sich die Verantwortlichen des Rundfunks für mehr deutsche Produktionen im TV einsetzen würden.

Das könnte man nun wieder als bestes Beispiel nehmen, dass die deutschen Medien einen katastrophalen Umgang mit der Zeitung mit den großen Buchstaben haben. BILD berichtet, alle schreiben ab, niemand hinterfragt die Fakten oder den Wahrheitsgehalt. Ich nachhinein wird dementiert und der schwarze Peter dem Springer-Blatt zugeschrieben, doch bis dahin hat sich die Meldung bereits in die internationale Presse verabschiedet und unser Ruf ist mal wieder ruiniert. In diesem Fall hat der Hollywood Reporter die Geschichte aufgenommen und es gibt sicher noch viele Menschen auf der Welt, die der festen Überzeugung sind, dass wir aus toten Katzen Benzin machen.

Bleibt aber noch die Frage, ob eine Quote uns deutsche Serien gucken läßt. Schwer zu bezweifeln, die Qualität der deutschen Serien ist auch so schon mäßig, dabei kaufen die Sender doch amerikanische Serien, weil es eben billiger ist und das Risiko geringer. Die SPD hätte die Ente wohl lieber eine Ente sein lassen.


Quelle: DWDL.de

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Politik in den Alpen, die Zweite!

Weiße Schafe kicken schwarze Schafe aus dem Land. Wenig originell und doch heiß diskutiert, denn so geht die Schweizer Volkspartei (SVP) auf Stimmenfang. In Plakaten und auch in einem Spiel auf der Homepage soll so symbolisiert werden, wie man "kriminellen Ausländern" verfahren will. (Entsprechendes Bildmaterial bitte der Spiegel-Online Fotostrecke entnehmen) Missverständlich oder mit Absicht so doppeldeutig? Das man dies auch als generell rassistische Kampagne betrachten kann, ist auch die UNO der Meinung, die die Einstellung forderte.

Doch für die Schweiz steht nicht nur der gute Ruf auf dem Spiel, sondern die gesamte politische Kultur. Man stelle sich einmal vor: Themenbezogene Wahlkämpfe, Personenwahlkämpfte gab es nur auf lokaler Ebene. Die Politiker auf der Bundesebene spielen nur eine untergeordnete Rolle, warum auch, denn in der Schweiz gilt die Formel der sehr großen Koalition. Das Kabinett wird immer aus allen Parteien nach festen Kriterien verteilt, die nur gelegentlich hinterfragt werden. Doch nun kommt der Justizminister Christoph Blocher mit seiner getreuen SVP daher und widersetzt sich diesem Stil. Die Partei wirbt mit platten Parolen und die Person Blocher wird zum Programm stilisiert.

Da die Partei bereits letzte Wahl auf diese Weise ordentlich punkten konnte bei den schweizer Wählern, scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis die anderen Parteien auf diesen neuen Politikkurs einlenken. Die Amerikanischen Partei haben es vor gemacht, mit Tony Blair und Gerhard Schröder wurden diese aus der Werbebranche abgeschauten Methoden in Europa hoffähig. Nun scheint es die Direkt-Demokratie in der Schweiz zu erwischen. Schöne neue Welt oder unausweichliches Übel?

Donnerstag, 11. Oktober 2007

He's back!

Es gab mal eine Zeit, da herrschte vom schönen München aus ein Medienkönig mit Namen Kirch, Leo über sein eigenes Imperium aus Medienbeteiligungen. Filmhandel, Rundfunk und Sportrechte waren die Spielwiesen, in denen er für Furore sorgte. Geflecht nannte man seinen Staatsaufbau, den niemand außer ihm hatte einen wirklichen Überblick, was ihm eigentlich genau gehörte. So wohl auch die Banken, die das Geld in Form von Krediten Schubkarrenweise, nein Lastschiffweise bei ihm ablieferten. Doch irgendwann war es wohl doch zu viel und ein gewisser Rolf-E. Breuer von der Deutschen Bank zweifelte öffentlich an seiner Kreditwürdigkeit.

Tja, lang ist sie her, die spektakuläre Insolvenz von Kirch-Media. Bis heute sind die Juristen der Insolvenzverwaltung damit beschäftigt den Gläubigern ihre sieben Milliarden Euro zurückzubringen. Die Privatperson Kirch selbst war nie insolvent, nur hatte niemand auch nur ansatzweise eine Ahnung, wieviel er unter seinem Kopfkissen hortet, geschweige denn wo sich diese Kopfkissen befinden. Die letzten Jahre war das einzige, was man von dem gefallen Medienmogul hörte, seine juristischen Auftritte als Don Quijote gegen die Windmühlen der deutschen Bank.

In den vergangenen Wochen deutete sich aber an, dass Kirch etwas im Schilde führt. Durch eine Tauschgeschäft verfügte die Firma Sirius, die rechtlich seiner Frau und seinem langjährigen Gefährten Dieter Hahn gehören, plötzlich über eine große Beteiligung an EM Sports. Diese Firma die aus EM-TV hervorgegangen ist hält Beteiligungen an dem DSF, dem Online-Portal Sport1 und der Produktionsfirma Plazamedia. Und dann geschah das, was niemand für möglich gehalten hätte: Die Deutsche Fussball Liga (DFL), der Betreiber der Profifussball-Ligen, beauftragen ausgerechnet Kirchs Sirius mit der Vermarktung der TV-Rechte.

Haben die denn nichts gelernt, war doch der Profifussball in arge Schwierigkeiten geraten, als mit Kirch-Media insolvent war? Kirch hatte über Jahre sich die TV-Rechte gesichert, zu überteuerten Konditionen. Deshalb war auch jetzt die Entscheidung nicht einfach, viele der 36 Bundesligavereine hatten Bedenken. Doch das Angebot von Sirius garantierte 500 Mill. Euro pro Saison, anstatt der bisherigen 420 Mill. Euro und das schlussendliche letzte Wort hat weiter die DFL.

Doch das Engagement zielt aber auf eine anderen Partner der DFL, nämlich Premiere. Schon lange sind die Monopolartigen Strukturen im Pay-TV den Vereinen ein Dorn im Auge. Zwar wurde das Diktat der Konditionen bei der letzten Vergabe durch das Engagement von Kabelnetzbetreibern unter dem Dach von Arena verhindert, doch ist nach deren Rückzug wieder alles wie zuvor. Der Plan Kirchs scheint nun wohl zu sein, die Produktion in die Hände von Plazamedia zu geben, denn bisher hatte Premiere das Livesignal aus den Stadien selbst produziert und an angeschlossene Vermarkter weiterverkauft, wie z.B. die Telekom für ihr Internet-TV. Wenn jetzt aber das Signal vorproduziert wird, kann man es viel einfacher an andere Kabelnetz- oder Satellitenbetreiber verkaufen, ohne das die eine eigene Sport-Redaktion brauchen. Das schafft Wettbewerb und für den derzeit aufziehenden Kampf um Kunden für das sogenannte Triple-Play (Fernsehen, Telefon und Internet von einem Anbieter) ist Sport als Lockmittel sehr gefragt.

Die Premiere-Aktionäre sahen dies auch so, worauf der Kurs aufgrund dieser Neuigkeit massiv einbrach. Ob das Engagement von Kirch den Bundesligavereinen den erhofften Wettbewerb und Geldsegen bringen wird, bleibt fraglich. Der letzte mal ging es mit Arena ja bekanntlich schief. Was bleibt ist das Erstaunen: Leo Kirch ist wieder da, mit seinen 81 Jahren will er es noch mal wissen. Doch während die einen staunen werden die zahlreichen Gläubiger Kirchs mit den Zähnen knirschen.

Montag, 8. Oktober 2007

Das schlechte Gewissen Österreichs

Wenn ein ganzes Land über ein Thema debattiert, ist es nicht ungewöhnlich, dass die Nachbarländer nicht wirklich was davon mitbekommen. Aktuell ist dies in Österreich der Fall. Der Fall der kosovarischen Familie Zagaj hat dort eine große Diskkussion zur Asylpolitik entfacht. Die Bürgerkriegsflüchtlinge hatten vergeblich alle juristischen Mittel herangezogen, konnten ihre Abschiebung aber nicht verhindern. Daraufhin ist die 15-jährige Tochter Arigona untergetaucht. Die vier Brüder und der Vater sind bereits in den Kosovo abgeschoben worden, die Mutter wurde Aufschub gewährleistet, um ihre Tochter zu suchen, derzeit sie liegt nach einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus.

Insofern eine tragische Geschichte. Aber Arigona scheint es faustdick hinter den Ohren zu haben, denn anstatt sich öffentlich kriminalisieren zu lassen, hat sie sich auf ein Fernduell mit dem österreichischen Innenminister Günther Platter eingelassen. Nach einem öffentlichen Brief griff sie auf das für gewöhnlich von Terroristen gebrauchte Mittel der Videobotschaft zurück. Diese spielte sie dem ORF zu. Hier begründet sie ihre Flucht: "Ich will einfach, dass ich hier bleiben kann, dass ich eine bessere Zukunft hab. Unten hab ich gar nichts. Meinen kleinen Geschwistern geht es unten auch sehr schlecht, wie ich gesagt hab, und ich würde auch zurückkommen aus meinem Versteck, wenn wenigstens meine kleinen Geschwister nach Österreich kommen. [...] Wenn ich jetzt wirklich zurück muss, dann bring ich mich lieber um, weil unten hab ich einfach keine Zukunft. Unten kann man gar nichts machen, da kann man keine Ausbildung machen und gar nichts." Zu Angeboten und Aufforderungen des Ministers entgegnet sie: "Ich habe gelesen, dass der Herr Platter in der Zeitung geschrieben hat, dass ich aus dem Versteck zurückkommen soll, aber ich vertraue dem Herrn Platter nicht."

Nun hat der Minister natürlich ein Problem, das idyllische Frankental, dem Heimatort der Familie, stellt sich hinter die Zagajs, aber auch in vielen anderen Orten Österreichs kam es zu Demostrationen gegen die Abschiebung. Die öffentliche Stimmung droht zu kippen, aber gleichzeitig kann er in seiner Wählerschaft der ÖVP mit seinem unnachgiebigen Kurs in der Asylpolitik punkten, den er seit Wochen umzusetzen versucht. Derzeit wiederholt er gebetsmühlenartig "nicht erpressbar" zu sein, er werde "nicht einknicken".

Der noch jungen Arigona ist es nicht nur gelungen die Thematik der Asyldebatte wieder aktuell zu machen, sondern hat ihr gleichzeitig ein Gesicht gegeben. Wenn man sie in ihrer Videobotschaft reden hört, merkt man ihr die Verzweiflung an und es ist nicht verwunderlich, das viele Österreicher daran zweifeln, ob es richtig ist so mit menschlichen Schicksalen zu wiederfahren. Dass die folgende Debatte nur in Österreich stattfindet ist sofern bedauernswert, da auch hier in Deutschland eine Wiederbelebung der Asyldebatte wirklich von Nöten ist.





gesamter Text der Videobotschaft