Es gab mal eine Zeit, da herrschte vom schönen München aus ein Medienkönig mit Namen Kirch, Leo über sein eigenes Imperium aus Medienbeteiligungen. Filmhandel, Rundfunk und Sportrechte waren die Spielwiesen, in denen er für Furore sorgte. Geflecht nannte man seinen Staatsaufbau, den niemand außer ihm hatte einen wirklichen Überblick, was ihm eigentlich genau gehörte. So wohl auch die Banken, die das Geld in Form von Krediten Schubkarrenweise, nein Lastschiffweise bei ihm ablieferten. Doch irgendwann war es wohl doch zu viel und ein gewisser Rolf-E. Breuer von der Deutschen Bank zweifelte öffentlich an seiner Kreditwürdigkeit.
Tja, lang ist sie her, die spektakuläre Insolvenz von Kirch-Media. Bis heute sind die Juristen der Insolvenzverwaltung damit beschäftigt den Gläubigern ihre sieben Milliarden Euro zurückzubringen. Die Privatperson Kirch selbst war nie insolvent, nur hatte niemand auch nur ansatzweise eine Ahnung, wieviel er unter seinem Kopfkissen hortet, geschweige denn wo sich diese Kopfkissen befinden. Die letzten Jahre war das einzige, was man von dem gefallen Medienmogul hörte, seine juristischen Auftritte als Don Quijote gegen die Windmühlen der deutschen Bank.
In den vergangenen Wochen deutete sich aber an, dass Kirch etwas im Schilde führt. Durch eine Tauschgeschäft verfügte die Firma Sirius, die rechtlich seiner Frau und seinem langjährigen Gefährten Dieter Hahn gehören, plötzlich über eine große Beteiligung an EM Sports. Diese Firma die aus EM-TV hervorgegangen ist hält Beteiligungen an dem DSF, dem Online-Portal Sport1 und der Produktionsfirma Plazamedia. Und dann geschah das, was niemand für möglich gehalten hätte: Die Deutsche Fussball Liga (DFL), der Betreiber der Profifussball-Ligen, beauftragen ausgerechnet Kirchs Sirius mit der Vermarktung der TV-Rechte.
Haben die denn nichts gelernt, war doch der Profifussball in arge Schwierigkeiten geraten, als mit Kirch-Media insolvent war? Kirch hatte über Jahre sich die TV-Rechte gesichert, zu überteuerten Konditionen. Deshalb war auch jetzt die Entscheidung nicht einfach, viele der 36 Bundesligavereine hatten Bedenken. Doch das Angebot von Sirius garantierte 500 Mill. Euro pro Saison, anstatt der bisherigen 420 Mill. Euro und das schlussendliche letzte Wort hat weiter die DFL.
Doch das Engagement zielt aber auf eine anderen Partner der DFL, nämlich Premiere. Schon lange sind die Monopolartigen Strukturen im Pay-TV den Vereinen ein Dorn im Auge. Zwar wurde das Diktat der Konditionen bei der letzten Vergabe durch das Engagement von Kabelnetzbetreibern unter dem Dach von Arena verhindert, doch ist nach deren Rückzug wieder alles wie zuvor. Der Plan Kirchs scheint nun wohl zu sein, die Produktion in die Hände von Plazamedia zu geben, denn bisher hatte Premiere das Livesignal aus den Stadien selbst produziert und an angeschlossene Vermarkter weiterverkauft, wie z.B. die Telekom für ihr Internet-TV. Wenn jetzt aber das Signal vorproduziert wird, kann man es viel einfacher an andere Kabelnetz- oder Satellitenbetreiber verkaufen, ohne das die eine eigene Sport-Redaktion brauchen. Das schafft Wettbewerb und für den derzeit aufziehenden Kampf um Kunden für das sogenannte Triple-Play (Fernsehen, Telefon und Internet von einem Anbieter) ist Sport als Lockmittel sehr gefragt.
Die Premiere-Aktionäre sahen dies auch so, worauf der Kurs aufgrund dieser Neuigkeit massiv einbrach. Ob das Engagement von Kirch den Bundesligavereinen den erhofften Wettbewerb und Geldsegen bringen wird, bleibt fraglich. Der letzte mal ging es mit Arena ja bekanntlich schief. Was bleibt ist das Erstaunen: Leo Kirch ist wieder da, mit seinen 81 Jahren will er es noch mal wissen. Doch während die einen staunen werden die zahlreichen Gläubiger Kirchs mit den Zähnen knirschen.
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