Freitag, 22. Juni 2007

Der nächste große Wurf

Die beiden Herren scheinen die Innovation im Blut zu haben. Gleich zwei Internet Anwendungen, die besonders bei jungen Menschen einen regelrechten Kultstatus entwickelten, gehen auf ihr Konto. Die Rede ist von dem Dänen Janus Friis und dem Schweden Niklas Zennström, die Köpfe hinter Kaaza, als auch Skype. Kaaza war eine Filesharing Software, das den mit Klagen bombardierten Vorgänger Napster beerbte und meistgenutzte Plattform der Raubkopierer wurde. Die Musikindustrie ließ sich dass nicht lange gefallen und klagte gegen Kaaza ebenfalls auf Unterlassung, was zur Einstellung führte. Angeblich soll Janus Friis bis heute die USA meiden, wegen der noch ausstehenden Millionen-Dollar Prozeße.
Die beiden Informatiker setzten sich aber wieder zusammen und setzten zu einem neuen Coup: Skype. Diese Software war in sofern nichts neues, da man mit ihr übers Internet telefonieren kann. Doch konnte man für internationale Gespräche das Internet im Zielland nicht verlaßen, was eine ganze Menge an Geld spart. Der Basisdienst im Internet blieb aber kostenlos, weshalb diese Kombination Skype die Internet-Messaging Marktführer wie ICQ oder MSN angreift, aber auch den traditionellen Telefonanbietern große Sorgen macht.
Die beide Herren aus Skandinavien machte es vor allem stinkreich. Ebay kaufte Skype für gerade mal 1,9 Mrd. $, bei guten Geschäftsverlauf wird es noch mal 1,5 Mrd. $ obendrauf geben.
Nun gut, jetzt hatten sie Zeit um die nächste Branche zu nerven, nämlich die Fernsehanbieter. Sie entwickelten die Software Joost, mit der man über ein P2P-Protokoll Fernsehsendungen empfangen kann. Derzeit befindet sie sich in der Beta-Testphase, wobei jeder Tester werden kann, der von einem anderen Tester eingeladen wird.
Auf diese Weise bin ich nun in die Ehre gekommen, Joost vorab testen zu dürfen. Einleitend fällt erstmal dass modische Design auf, alles ist funktional gehalten, die Bedienelemente sind in den Bildschirm dezent eingearbeitet. Die Qualität der Videos variiert, wenn es mal hängt scheint der Ton Vorrecht zu habe, nur das Bild hängt dann kurzzeitig, was das Schauen bedeutend angenehmer gestaltet. Der Codec dabei ist das immer mehr um sich greifende H.264, dass eine gute Qualität zu noch geringeren Datenraten garantiert. Joost arbeitet mit P2P-Technik. Es gibt also nicht eine zentralen Server, sondern es herrscht ein Geben und Nehmen der Nutzern untereinander, wie es bei den Filesharing-Plattformen bislang der Fall war. Dass hat einerseits zur Folge, dass einerseitsbei die Upload-Bandbreite ausgelastet wird, als auch dass bei der Beta-Version alle häufig angefragten Inhalte exzellent laufen, die unbeliebteren dagegen weniger gut.
Wo wir bei den Inhalten wären, denn so überzeugend die Technik auch sein mag, der Erfolg hängt mit Sicherheit am was und nicht am wie. Da ist Joost auf Neuland unterwegs, weil es mit legalen Angeboten gefüllt werden soll, die mit Werbeeinblendungen finanziert werden. Damit stehen sie also nicht direkt in Konkurrenz zu den Fernsehsendern, die können sich für eine vergütete Verbreitung via Joost entscheiden, sondern zu den Plattformanbietern wie Kabel, Satellit oder IP-Tv. Wenn sich also die Inhalteanbieter entscheiden sollten, neben den bisherigen Übertragungsmethoden Joost zu nutzen, warum sollen sich dann die Zuschauer noch teure gebühren bezahlen, den Breitbandanschluss haben die meisten ohnehin.
Zudem gibt es bei Joost wiederum keinen festen Programmablauf, sondern man kann zwischen den Sendungen aussuchen, wie in einer digitalen Videothek. Außerdem besteht die Möglichkeit interaktiv am Geschehen teilzuhaben, die Nutzer können Sendungen bewerten, nebenher chatten und Nachrichten untereinander austauschen. Insofern stellen sie auch eine Alternative zu Youtube und Konsorten, wobei diese angesichts von Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen auf lange Sicht gesehen wieder zu reinen Hobbyfilmchen-Portalen degradiert werden. Joost geht da von Anfang an den Weg, mit der Unterhaltungsindustrie nicht gegen sie. Dass zeigt sich allein am Fall Viacom: Mit Joost wird ein Vorvertrag eingegangen, Youtube wird auf Millionen verklagt (und über Nacht kriegen die es hin, alle South Park-Folgen und andere Viacom-Inhalte von ihrer Plattform verschwinden zu lassen).
Das Programmangebot in der Beta-Phase ist bislang noch dürftig, Inhalte mit Niveau muss man eher lange suchen, das Trashige dominiert bislang. So gibt es neben Mtv (auf dem natürlich keinerlei Musik zu sehen ist) eine Reihe an Musikkanälen, Sportkanälen und weiteren Spartenkanälen. Positiv hervorzuheben kann man den Sender IndieFlix Premier Hits, auf dem eine Reihe an Independent Filmen zu sehen ist. (Sehr empfehlenswert ist hier der Kurzfilm Fields of Murdan, der sich mit dem Thema Hoffnung und Träume in der Kinderprostitution Asiens auseinandersetzt) Auf der Seite TvJoost ist eine Liste aufgetaucht, auf der man einen Eindruck gewinnen kann, welche Sender in Zukunft Joost zuf finden werden sein. Aus Deutschland soll ProSieben dabei sein, was angesichts dem jungen Publikum des Senders und der stetig abnehmenden Fernsehnutzung der Jugend auch nicht verwunderlich ist. Manchmal muss man halt den Trog zu ihnen bringen, wenn sie nicht mehr selbst zum Trog kommen...
Ja, das Joost-Prinzip könnte funktionieren: Die Qualität passt und es werden die interaktiven Elemente integriert, die es braucht um die Internetgeneration anzusprechen. Eine werbefinanzierte Alternative zu den bisherigen Plattformen, die nicht das Urheberrecht tritt, bis es in aller Härte zurückschlägt. Dadurch kann es sich etablieren und zu einem Standart werden. Will es aber wirklich mal die bisherigen Übertragungswege angreifen, braucht es richtige Inhalte. Die Fernsehsender rüsten sich im Moment zwar auf Joost ein, doch bislang noch zur Zweitvermarktung. Dass kann auf lange Sicht nicht reichen, aber wenn sich der Erfolg einstellt, wird sicher noch mehr kommen. Es scheint aber sicher: Janus Friis und Niklas Zennström werden mit Sicherheit noch reicher.


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Ich kann selbst Einladungen für Joost verschicken, Interesse? Anfragen mit Namen, Vornamen und gültger email an: hotze09-faeetasia@yahoo.de

Mittwoch, 20. Juni 2007

Sterbende werden zur TV-Zielgruppe erklärt. Kein Witz! Angesichts von 830 000 Verstorbenen im letzten Jahr, ist dass nicht wirklich verwunderlich, doch für die junge Generation ist es schwer vorstellbar, dass jemand der auf sein Lebensende zugeht, sich nun auch noch im Fernsehen mit dem Tod befassen will.
Es gibt aber einige Investoren, die dies glauben. Denn nun wurde der Start eines Spartenkanals namens EosTV angekündigt, der via Astra und Webstream sich mit dem Thema Tod und Bestattung auseinandersetzten soll. Mit im Boot ist der Bestatter-Verband, der Kanal soll auch in die Internetauftritten seiner Mitglieder integriert werden. EosTV soll mit Nachrufen finanziert werden, die Angehörige für Verstorbene buchen können. Auch sollen sich Programm fenster mit dem Thema Vorsorge befassen, was Platz für Werbung entsprechender Anbieter schafft.
Das sich die private Fernsehbranche nun doch mal an die Altersgruppen jenseits der ominösen Grenze von 49 richtet, ist ja lobenswert, für die Werbeindustrie ist nahezu ausschließlich die Altersgruppe 14-49 von Interesse. Das es nun das Thema Tod ist, was sie ansprechen soll, ist merkwürdig, aber nachvollziehbar. Schließlich ist der Grund, dass sich die Werbebranche und damit auch das private Fernsehen nicht für die älteren Generationen interessiert, ist ja nicht das keine Kaufkraft von ihnen ausgeht, sondern dass die Kaufgewohnheiten bis zu den magischen 50 Jahren ausgeprägt sein sollen. Einfacher gesagt, die kaufen immer das Gleiche und deshalb ist Werbung nahezu verschwendetes Geld.
Aber die Vorstellung von alten Leuten, die den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen, Dokumentationen über besonders schöne Friedhöfe gucken und während der Werbung schauen, ob nicht jemandes Bekanntes verstorben ist, befremdlich ist das schon. Wäre da nicht ein Spartenkanal mit Soaps aus dem Altenheim und Rückblicken auf die gute alte Zeit nicht mal eine schönere Variante, vor allem wirklich lebensfroher?

Montag, 11. Juni 2007

News'n'boobies

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Sonntag, 10. Juni 2007

Bye, Bye Tony!

Eine Ära geht seinem Ende zu. Klingt übertrieben, aber ich bin kurz davor schwarz zu tragen: Heute wird auf HBO die letzte Folge The Sopranos zu sehen sein. Nach 68 Folgen ist das Ende aber auch sehr zu begrüßen. Eine Fortsetzung bis die Qualität leidet, hat dieses Meisterstück von David Chase einfach nicht verdient.
Wie das Ende aussehen wird, liegt völlig im Dunkeln. Ob der New Jersey-Boss Tony stirbt, in den Bau wandert, Governeur wird oder sich der Himmel spaltet und ihm eine Pforte öffnet, wer weiß. Bei diesen bislang sehr kreativen Staffeln ist aber zu erwarten, dass es kein Ende von der Stange wird. Angesichts der zunehmend Form annehmenden Pläne eines Sex and the City-Kinofilm ist eine Sopranos-Film auch nicht wirklich auszuschließen. Man weiß ja nie.
Aber ghet eiÄra? Für mich ist eine Ära, vor Jahren hab ich die Erste Ausstrahlung im ZDF verfolgt und bin bis jetzt dabei geblieben. Diese Serie hat mit überhaupt erst zu den Serien gebracht und inzwischen schau ich kaum was anderes. Diese Herren, so sehr sie den Kanst auch verdient hätten, sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Tony, du wirst mir fehlen...