Montag, 28. Mai 2007

Von Arroganz und Eigeninitiative

Im Deutschlandradio gab es vergangene Woche eine Diskussion eines "Medienquartett" zum Thema "Verändern Leserreporter und Blogger den Journalismus?". (Mir wäre dies entgangen, deshalb an dieser Stelle einen Dank an Stefan Niggemeier, der in seinem Blog bereits seinen Meinung dazu abgegeben hat. Die Sendung gibt es auch als MP3.) Hier bekommt man innerhalb von 40 Minuten einen hörenswerten Einblick, wie die Befindlichkeiten in der Medienbranche so sind, im Bezug auf die Herrschar von Bloggern, die dem Journalismus das Wasser abzugraben scheinen. Am drastischsten bringt es Manfred Bissinger auf den Punkt, wenn er darlegt, dass Blogs nur so dahin "gerotzt" sind. Es werde weder nachgedacht, recherchiert, noch genau erörtert. Blogs seien nur "eine aneinander Reihung von Befindlichkeiten von Leuten, die eigentlich für den Journalismus oder die Öffentlichkeit keine wirkliche Bedeutung haben".
Sind Blogs nur wirklich niveaulose, fern jeglicher Glaubwürdigkeit bereitete Ansammlung "persönliche Empfindlichkeiten"? Natürlich kann es Blogs geben, die die Welt nicht weiter bringen oder den Journalismus ergänzen können, wollen und sollen sie aber auch nicht. In der öffentlichen Diskussion wird immer das Bild von Mutter Lieschen unter ihrem medialen "Blümchen im Garten"-Tagebuch hochsterilisiert (die es ja sicher auch zu hauf gibt), doch die Bloggerwelt muss nicht zwangsläufig nur dies sein. Den investigativen Journalismus kann der einzelne Bürger mit seinem PC aber auch nicht ersetzen, dazu fehlen ihm schlichtweg Ressourcen und Möglichkeiten.
Ein anständiger Blog braucht den Journalismus und seine traditionellen Medien. Denn wie eigentlich viele Beispiele im Web 2.0 basiert vieles auf diesen oder ergänzt diese. Für manche Themen bietet das Internet zwar auch die Möglichkeit Öffentlichkeit zu finden, gipfeln wird dies aber immer mit der Wahrnehmung und Aufnahme in den traditionellen Medien. Vom ersetzen kann also nicht die Rede sein. Zum einen haben Blogger und andere Web 2.0-Formen nicht die Reichweite und zudem werden sie nie die Glaubwürdigkeit bekommen, die die etablierten Medien sich über Jahrzehnte geschaffen haben. Der in der Medienquartett-Diskussion von Tissy Bruns in die Runde geworfenen Begriff der Gegenöffentlichkeit umschreibt es somit schon besser.
Jetzt aber zu sagen, dass kann alles kein Niveau und für die Öffentlichkeit keine Bedeutung haben, grenzt schlichweg an Arroganz. Da stellt sich jemand hin und sagt, was ich sage hat Relevanz, weil ich Zugang zu den Medien habe. Ich kann lauter brüllen, deshalb muss dies auch von Bedeutung sein. Sicherlich gibt es ganz viele helle Köpfe in den Medien zu finden, aber nur dort? Können nicht auch viele andere Themen benennen und sie für ihre Mitmenschen lesens-, hörens- und sehenswert aufbereiten? Hält sich jemand da nicht für viel zu wichtig? Nimmt man Herrn Bissiger die Feder weg, führt er dann nicht auch nur unbedeutende Selbstgespräche? Es ist nicht alles Gold, was in den Blogs ist, es ist meist wirklich nur Sand, aber was in den Medien ist, wird nicht automatisch zu Gold mit Platinlegierung.
Das Web 2.0 bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, da ihm nicht Grenzen gesetzt sind und somit keine Selektion stattfindet. Da liegt aber die Tücke an der Sache, denn wir können niemals alles lesen, was veröffentlicht wird. Das konnten wir bei den bisherigen Medien auch nicht wirklich, aber die wahren noch ein bisschen übersichtlicher. Wo sie aber wirklich einen Vorsprung haben, ist die Glaubwürdigkeit. Soll aber nicht heißen alles was in den Medien ist, stimmt und hat Gewicht, sie sollen ja auch nicht Meinung diktieren, sondern zur Meinungsbildung beitragen. Dass heißt, dass das gemeine Volk sich mit den Inhalten auseinandersetzt, bewertet und einordnet. Ob sie dies am Esstisch, am Stammtisch, beim Friseur oder halt im Internet machen ist ihre Sache.
Doch die wichtige Eigenleistung, eine gewissene Medienkompetenz , dei ein jeder aufbringen sollte, ist bei so freien Medium, wie einem Blog nunmal ist, besonders gefragt. Auf meine Person runterrechnet: Ich bin der Meinung ich habe Recht, was mir aber nicht automatisch recht gibt. Das muß jeder für sich selber wissen!

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