Der Computer hat die Kinosäle erobert. Neu ist das nicht, komplett digital produzierte Filme wie die Pixar Produktionen oder der inzwischen in die Jahre gekommenen Versuch von Final Fantasy gibt es schon länger, aber es nimmt immermehr auch im realen Kinofoilm zu. Sieht man jetzt mal von den Nemo, Shrek und ihren Freunden aus der Happy-Meal-Tüte ab, wird die Technik bislang aber immer dazu eingesetzt, die Realität noch realistischer oder spektakulärer darzustellen. Auch im darstellen des Irrealen hilft der PC, Herr der Ringe wurde überhaupt erst möglich oder was wäre Lost ohne seine merkwürdigen Monster.
Also rumpelt es in den Kinofilmen immer realistsicher, Objekt X fliegt nun alles auf einen direkt zu, kracht spektakulär in ein plötzlich auftretendes Objekt Y, während die Kollision von der Kamera umkreist wird oder aus einer beliebiegen Anzahl verschiedener Positionen abgelichtet wird. Ob es gefällt oder nicht sei jedem selbst überlassen, der Film und dabei besonders das Actiongenre hat dabei einen Wandel vollzogen, der schon wahnsinnig ist.
So scheint es auch mit dem Actionheld John McClaine ergangen zu sein, denn dass was der Trailer zu dem neuen Teil der Reihe erahnen läßt (passender Weise in Deustchland Stirb Langsam 4.0 genannt, der amerikanische Titel ist aber Live Free or Die Hard, Trailer auf www.livefreeordiehard.com), hat sich weit von dem barfüßigen Ein-Mann Alleingang weit entfernt. Ob der Flair des Begrenzten aus dem ersten Teil, ein Mann gegen eine Handvoll Terroisten in einem Hochhaus, bewahrt werden konnte, wird erst mit dem gesamten Film zu beurteilen sein. Aber nachdem der zweite Teil Die Harder mit Terroristen auf dem Flughafen ein guter Wurf war, versagte Die Hard: With a Vengeance allein schon durch die Größe des Big Apple New York als Schauplatz.
Dabei scheint der Einsatz von Digitaler Technik doch etwas auf der Stelle zu treten, wenn weiter nur auf größer und spektakulärer gesetzt wird. Was aber der Computer leisten kann, wenn man Schauspieler vor eine blaue Leinwand stellt und die Welt um sie herum im nachhinein einfügt, kann wirklich phänomenal ausgefallen. So geschehen bei 300 und Sin City, mit denen ein neuer Entwurf der Wirklichkeit geschaffen wird. Diese Filme zeigen dabei die Interpretation der Wirklichkeit von Comic-Autoren Frank Miller. Damit soll hier jetzt nicht die Gewaltfanasien des Zeichners hochgejubelt werden, sondern die Bildästhetik. Sitzt man in 300, ertappt man sich ständig dabei, dass man nach der Pausetaste sucht und die Leinwand als Poster mit nachhause nehmen möchte.
Dieses düstere Bild der Welt, wurde wirklich eindrucksvoll aus dem Schwarz-Weiß- Comic auf die Leinwand transferiert. Auch die Bewegungsabläufe in den Kämpfensollen merklich nicht die originalgetreue Rekonstruktion sein, sondern die Spur atemberaubender sein, die eine Comicwelt nun mal ist. Schwerkraft und Fliehkräfte dienen einem Zeichner doch nur als Hilfslinie dienen sollen, die es zu verlassen gilt. Wenn also die Spartaner in 300 gewaltige Sprünge machen oder die Autos in Sin City riesen Hüpfer machen, wobei die Zeit kurz innehält um dieses Bild für den Betrachter kurz einzufrieren, entsteht etwas spektakulär neues. Das Fantastische mutiert dabei zu einer Art neuen Form des Kinofilms. Man kann aber nicht davon auszugehen ist, dass in Zukunft diese Form dominieren wird. Es wird wohl eher eine Art unter vielen des Filmemachen bleiben.
Dass die Adaptionen von Frank Miller Comics fantastische Filme sind, ist nicht nur auf der Kraft der Bilder begründet. Denn wie bereits in Sin City, bewegt sich 300 sehr dicht an dem Comic-Orginal, die Erzählstimme gibt die Orginal Comic Passagen wieder. Dabei hält sie immer kurz inne, als würde der Erzähler kurz nachdem nächsten Feld im Comic suchen, denn Miller zerteilt seine Sätze gerne auf mehrere Bildkästchen oder Quer über ein einzelnes ganzseitiges Bild. Und dies schafft in dem Film eine wirklich knisternde Atmosphäre, denn die Rhetorik die Miller verwendet ist einfach phänomenal. (Kostprobe gefällig: "For honor's sake... for glory's sake... we march." (300) oder "worth dying for worth killng for worth going going to hell for amen" (Sin City))
So gesehen sind 300 und Sin City Gegenentwürfe zu der mithilfe von Computern aufgebesserten Wirklichkeit des Popkornkinos, die atemberaubender nicht sein können. Eine in Bewegung gesetztes Comic, das aber vom Zeichentrick oder Marvel Umsetzunggen meilenweit entfernt ist, absolut sehenswert.
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